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2010

Pressestimmen

Abitur nach nur sechs Jahren Schulzeit

Mit Chris Weißbarth hat in diesem Jahr ein Gymnasiast das Stipendium der Ramthor-Stiftung erhalten, der erst mit 22 sein Abitur "gebaut" hat und doch nur die Hälfte der normalen Schulzeit benötigte.
30. Juni 2010 / 07:00 Uhr

Chris Weißbarth hat sein Abi und das Stipendium in der Tasche. Foto: Sascha Margon

Apolda. Wäre es nach seinem Stiefvater gegangen, hätte Chris Weißbarth überhaupt keinen Schulabschluss. Im Alter von acht Jahren zog die Familie nach Canterbury in England. Ein Jahr später ging es nach Florida in die USA, im selben Jahr nach Las Vegas. Bevor der damals Neunjährige, der bis dahin schon fünf Schulen in drei Ländern besucht hat, seinen Elementarschulabschluss machte, musste die Familie fluchtartig Amerika verlassen - die Aufenthaltsgenehmigung endete.
Sechs Monate lang ging es über Kanada, England und Südafrika bis nach Botswana. Dort beschloss der Stiefvater, dass es für den Jungen besser wäre, in den väterlichen Firmen zu arbeiten. Den ganzen Tag am Computer - was für viele Gleichaltrige ein Traum wäre, wurde für Chris zum Albtraum. Computer- und Druckerreparaturen in immer wieder wechselnden Firmen, weil der Stiefvater immer wieder in finanzielle Schieflagen geriet. Mit 17 beschloss Chris Weißbarth: Schluss damit!

Bei der deutschen Botschaft besorgte er sich einen Ausweis, fuhr mit dem Bus nach Südafrika, flog nach Deutschland und suchte bei den Großeltern in Obertrebra Unterschlupf. Zwei Wochen brauchte die Familie, um Chris Mutter und seine fünf in Afrika geborenen Geschwister nachkommen zu lassen. Über Details redet er nicht.
Hier in Deutschland erhält er erste Hilfe von der Opferorganisation Weißer Ring. Doch auch hier sollte er zunächst nur den versäumten Hauptschulabschluss nachholen. Die Schulpsychologie jedoch attestierte ihm eine überdurchschnittliche Intelligenz ... "Ich kann mich noch genau an meine erste Mathestunde am Gymnasium erinnern", sagt Chris Weißbarth. Lehrer Thieme hatte eine Gleichung an die Tafel geschrieben für eine Termen-Umformung. "Ich musste ihn fragen, was er eigentlich von mir will."
In der 9. und 10. Klasse holt er sich ständig Nachhilfe beim Studienkreis, vor allem bei den Grundlagen in den naturwissenschaftlichen Fächern. Drei Lehrer werden ihm jedes Jahr extra zur Seite gestellt. Und er selbst muss sich auch ordentlich nach der Decke strecken, um die jeweiligen Klassenziele zu erreichen.
Addiert er seine Schulzeiten, kommt er auf gut sechs Jahre. Ein bisschen wenig für ein Abitur? Doch das Wunder geschieht: In der vergangenen Woche erhielt Chris Weißbarth sein Abi-Zeugnis mit der Durchschnittsnote 1,7. Beifallsstürme erklingen, als er zudem mit einem Stipendium der Ramthor-Stiftung geehrt wird. 1000 Euro Anschubfinanzierung, über eine Dauerförderung wird im nächsten Jahr entschieden. 50 Euro monatlich gibt es zudem von den Rotariern. Der Beifall seiner Mitschüler kommt nicht von ungefähr. Sie spüren: Hier hat es den Richtigen getroffen.
Am Montag hat Chris Weißbarth seine Immatrikulationsunterlagen für ein Informatik-Studium an die Technischen Universität in Ilmenau abgeschickt. Mit guten Chancen.
Familie, Schule und Computer - um diese drei Pole kreiste das Leben von Chris Weißbarth in den letzten Jahren. Da blieb keine Zeit für Hobbys. Und Wünsche? "Mein größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen", sagt er. Weitere Wünsche brauchen nun erst einmal Zeit zum Wachsen.
Klaus Jäger / 30.06.10
Z82A6TJ150284


Stifter Ramthor lädt seine Stipendiaten nach Rödigsdorf ein
 

 Die Ramthor-Stiftung unterstützt derzeit sieben Stipendiaten. Vorgestern kamen sie zu ihrem Jahrestreffen im Landgasthof in Apolda-Rödigsdorf zusammen.
31. Dezember 2010 / 06:00 Uhr

 Runde: Chris Weißbarth (links), Susanne Dräger, Monicque Schnellert, Günther und Regina Ramthor, Nicole Gleitsmann, Alexander Kaiser und Nam Gutzeit.
 
 Rödigsdorf. Studenten sind meist knapp bei Kasse: Die Miete, Lebensmittel und natürlich die Lehrbücher müssen bezahlt werden. Beim Studium sammeln sie nicht nur Fachwissen, sondern lernen auch, was es heißt, selbstständig ihr Leben zu führen. Da sind 100 Euro zusätzlich im Monat eine große Summe. Die sieben Stipendiaten der  Ramthor -Stiftung erhalten dieses monatliche Zubrot. Doch ohne Fleiß kein Preis: Natürlich haben die Studenten einiges dafür getan. Sie glänzen mit respektablen Noten und ihrem Fachwissen.
 
 Vorgestern trafen sich die Studenten mit Regina und  Günther Ramthor  zu ihrem jährlichen Mittagessen im Landgasthof in Rödigsdorf. Neue Pläne, Studienergebnisse und persönliche Ereignisse boten Gesprächsstoff. Zu Anfang gab der ehemalige Apoldaer Ex-Brauerei-Chef  Günther Ramthor  wertvolle Tipps fürs Leben.  Nam Gutzeit  erhielt als erster finanzielle Unterstützung der  Ramthor -Stiftung. Mittlerweile ist er im elften Semester des Studiums der Werkstoffwissenschaften und beendet dieses im April. Anschließend plant er seine Promotion. Die angehende Ingenieurin Monicque Schnellert lernt gerade fleißig für ihre Prüfungen in der Fachrichtung Maschinenbau. Die Technische Universität in Ilmenau ist ein beliebter Standort unter den Stipendiaten. Nicht nur Nam und Monicque, sondern auch der Informatik-Student  Chris Weißbarth  lernen in der Universitätsstadt.
Der Medizin-Student  Alexander Kaiser  bevorzugt hingegen den Standort Jena. Täglich pendelt er zwischen Apolda und Jena. "Das Studium ist sehr anspruchsvoll, doch wenn man am Lernen Spaß findet, geht vieles einfacher", so der Medizin-Student. Derzeit ist er im siebten Semester und bereitet sich parallel zum Studium auf seinen Doktortitel vor.  Susanne Dräger  wählte ebenfalls den Studiengang Medizin. Jedoch entschied sie sich für die Stadt Göttingen. Die sechste in der Runde,  Nicole Gleitsmann , widmete sich vorerst für vier Semester dem Studium der Volkswirtschaft. Da ihr dabei die Praxis fehlte, entschied sie sich für ein berufsbegleitendes Studium der Tourismuswirtschaft in Eisenach. "Ich möchte mein Wissen anwenden können und mit Menschen zusammenarbeiten", so die Studentin. Und genau das macht sie jetzt auch. Parallel zum Studium arbeitet sie in der Toskana-Therme in Bad Sulza. Dort ist sie gerade im Service tätig. Der siebte Stipendiat  Felix Winkler  musste das jährliche Essen zu seinem Bedauern absagen.
Sophie Bartholome / 31.12.10
Z83ACUK220205
 
 


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